10.05.2003 Deutsche Halbmarathon-Meisterschaften in Rastatt

(benno zschätzsch). Schönstes Wetter und eine gewohnt perfekte Rahmenorganisation im Mercedes-A-Klasse-Werk sorgten für Festtagsstimmung bei den deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Rastatt. Der Wettkampfablauf selbst warf jedoch leider ein paar dunkle Schatten auf die gesamte Veranstaltung.
Doch zunächst zum sportlichen Ablauf: Der schnelle Belag auf dem 11-km-Rundkurs innerhalb des Mercedes-Werksgeländes sorgte dafür dass bis zum Schluss ein 30-köpfige Spitzengruppe bei den Herren zusammenblieb. Am aktivsten waren Thorsten und Björn Oltmer (SCC Berlin), die häufig das Tempo verschärften und bei einem ihrer Ausreißversuche fast 100 Meter vom Feld wegkamen, sowie der Groß-Gerauer Kai-Menze, der oft für Tempoverschärfungen sorgte. Aber auch sie wurden stets wieder vom Feld gestellt, die Entscheidung fiel im Massenspurt. Der wurde durch den Dresdener Tilo Bock angezogen, dann ging der Gettorfer Christian Domscheit nach vorn, gefolgt von Dirk Breder (Homburg). Von den Brüdern Benjamin und Christoph Zschätzsch, die zusammen an der Spitze vorbeisprinten wollten, schaffte es nur Benjamin, Christoph wurde unfair behindert und damit auf den sechsten Platz transportiert. Benjamin Zschätzsch holte den Meistertitel vor Breder, Wieduwilt und dem Tuttlinger Matthias Schwierz. Seine stark verbesserte Form machte der Groß-Gerauer Robert Hirsch als Fünfter deutlich. Etwas enttäuschend landete Titelverteidiger Sebastian Müller (Darmstadt) nur auf dem neunten Platz.
Ebenfalls im Massensprint entschieden wurde der Titel bei den Frauen, die mit Zeitversatz kurz nach den Herren gestartet waren, auch hier gab es während des Rennens keine entscheidenden Ausreißversuche. Den Sprint der 15-köpfigen Spitzengruppe entschied die Groß-Gerauerin Evelyn Kalbe knapp vor Michaela Neuling (Blau-Weiß Gera), der für Bayer 04 Leverkusen startenden Friederike Gehring und Melanie Bayrhof (SC Allgäu). Die Titelverteidigerin Dorothee Schaupp (ERSG Darmstadt) kam auf den sechsten Platz.
Mit einer Siegerzeit von 33:22 Minuten (38:38 Minuten bei den Damen) gehört der Parcours in Rastatt zwar zu den schnelleren Strecken für solche Wettbewerbe, wegen der vielen 90-Grad Kurven und Spitzkehren und der doch etwas schmalen Strecke, die drei nebeneinander sprintende Läufer kaum zulässt, ist er aber für größere Starterfelder kaum geeignet. Im Endsprint sowohl der Herren als auch der Damen war die Straße überdies durch jeweils überrundete Läuferfelder nochmals eingeengt. Für eine Deutsche Meisterschaft sind die Pistenverhältnisse in Rastatt zumindest grenzwertig, für eine World-Cup-Veranstaltung gar wären sie ungeeignet.
Negativ fiel die zunehmende Härte auf, da nähern sich die deutschen Läufer leider langsam dem internationalen „Niveau“ an. Prominentestes Opfer wurde der Groß-Gerauer Daniel Zschätzsch, der als Zweitplatzierter des internationalen Kriteriums vor zwei Wochen zum engeren Favoritenkreis für die Halbmarathon-DM gehörte. Er wurde von einigen in Kamikaze-Manier innen in eine Rechtskurve hineinstechenden Läufern zusammen mit vier anderen Skatern regelrecht „abgeschossen“ und muss nun mit einer Schulterverletzung einige Zeit pausieren.
Rastatt hat aber auch gezeigt, dass bei einem solch bedeutenden Wettkampf die Zielgerade in möglichst großer Länge durch entsprechend postierte Videokameras überwacht werden muss. Das Kampfgericht, das in Rastatt auch noch mit technischen Problemen bei der Zielauswertung konfrontiert wurde, kann sonst kaum noch vernünftig arbeiten.
Viel Ärger gab es auch um die Startaufstellung. Die Startblöcke für die einzelnen Altersklassen waren vorher klar festgelegt worden, viele Skater machten hier aber deutlich dass Individualität vor alles geht.
Neben den Läufen zur Deutschen Halbmarathon-Meisterschaft gab es in Rastatt im Rahmenprogramm auch Läufe der Fitness-Kategorien. Allerdings muss man sich die Frage stellen, ob die hier siegreichen Top-Franzosen Tristan Loy, Thomas Fortin und Eric Weinbrenner, denen man die Fitness keinesfalls absprechen kann, hier richtig am Platze waren. Hier ging es wohl mehr um die lukrativen Preise, der Fitness-Sieger nahm schließlich einen Scheck über 500 Euro mit nach Hause. Übrigens: Ein deutscher Läufer mit Lizenz dürfte bei der Teilnahme an einem solchen Fitness-Rennen für den Rest der Saison nicht mehr als lizenzierter Läufer starten.

Speedskating: Ergebnisse Deutsche Halbmarathon-Meisterschaften 10.5.2003 in Rastatt:
Herren:
1. Benjamin Zschätzsch (Blau-Gelb Groß-Gerau) 33:22 Minuten, 2. Dirk Breder (CJD Homburg), 3. Nico Wieduwilt (Blau-Weiß Gera), 4. Matthias Schwierz (TSF Tuttlingen), 5. Robert Hirsch (Blau-Gelb Groß-Gerau), 6. Christoph Zschätzsch (Blau-Gelb Groß-Gerau),…8. Kai Menze (Blau-Gelb Groß-Gerau), … 10. Tobias Heinze (Blau-Gelb Groß-Gerau), … 19. Sebastian Rönsch (Blau-Gelb Groß-Gerau),… 61. Carsten Stang (Blau-Gelb Groß-Gerau),… 88. Steven Zimmermann (Blau-Gelb Groß-Gerau),…148. Ralf Sonneck (Blau-Gelb Groß-Gerau), …155. Christopher Schaffner (Blau-Gelb Groß-Gerau),…184. Ernst Bernges (Blau-Gelb Groß-Gerau)
Damen:
1. Evelyn Kalbe (Blau-Gelb Groß-Gerau) 38:38 Minuten, 2. Michaela Neuling (Blau-Weiß Gera), 3. Friederike Gehring (Bayer 04 Leverkusen), 4. Melanie Bayrhof (SC Allgäu), 5. Sandra Wieduwilt (Blau-Weiß Gera),…26. Ann-Kathrin Heinze (Blau-Gelb Groß-Gerau),…66. Katrin Kinzelbach (Blau-Gelb Groß-Gerau),…