25.-27.06.2004 Deutsche Meisterschaften der Aktiven und Senioren in Groß-Gerau

(oti) Bestes Wetter und eine gute Wettkampforganisation zeichneten die diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Speedskating von Freitag bis Sonntag (25./27.6) in Groß-Gerau aus. Verbunden mit diesen waren die Deutschen Seniorenmeisterschaften und der deutsche Nachwuchsbesten-Wettbewerb der Schüler im Rahmenprogramm. Groß-Gerau hatte diese Meisterschaft vor knapp drei Monaten übernommen, nachdem der vorgesehene Veranstalter Marktoberndorf diese zurückgegeben hatte. Mit der guten Infrastruktur des Groß-Gerauer Vereins und der langjährigen Erfahrung mit Großwettkämpfen von bis zu 700 Teilnehmern stellte daher die kurzfristige Übernahme dieser Veranstaltung mit weniger als 150 Teilnehmern kein Problem dar. Für die zahlreichen Helfer des Vereins, die bei solchen Wettkämpfen zum Einsatz kommen, und die ihre Arbeitsgebiete meist eigenständig und reibungslos abwickeln, war diese Veranstaltung im Vergleich zum Kriterium mit seinem minutiösen dichtgedrängten Ablauf eher erholsam.

Die Deutschen Meisterschaften wo zu den Aktiven auch Junioren A und ältere Junioren B hochstarten können zeigten mit 47 Herren und 35 Damen die ganze Leistungsspitze des deutschen Speedskating. Erwartungsgemäß setzten sich die Favoriten aus der Aktivenklasse durch, wobei allerdings auch viele der Junioren gute Leistungen in der Spitze mit Plätzen unter den ersten zehn zeigten.

Bei den Herren konnte überraschend Thomas Laetsch (Gera) auf der 300m Sprintstrecke mit neuem deutschen Rekord den Favoriten aus Tuttlingen und ehemaligen Juniorenweltmeister über diese Distanz Matthias Schwierz knapp schlagen. Die übrigen Siege gingen wieder klar an Blau-Gelb Groß-Gerau. Nach dem Rücktritt aus beruflichen Gründen von Christoph Zschätzsch, dem besten deutschen Speedskater der letzten Jahre, bestätigten die beiden verbliebenen Zschätzsch-Brüder Benjamin und Daniel wieder ihre Favoritenrolle. Wenn vielleicht auch früher Erfolge mit einem Dreier-Team problemloser durchzusetzen waren, so hatte die Konkurrenz dem nun auf zwei Läufer reduzierten Brüder-Team nicht viel entgegenzusetzen. In gewisser Hinsicht war es für sie nun einfacher die Titel auf zwei zu verteilen, die früher für drei Läufer reichen mussten. Daniel siegte über 1500m, 5000m und im 20000m Ausscheidungsrennen. Benjamin holte die Titel in der 500m Sprintausscheidung und im 10000m Punkterennen und daneben noch zwei zweite Plätze. Beide krönten ihre Leistung mit einem klaren Sieg in der 5000m Staffel. Beeindruckend war hier auch der Schlussprint des Endläufers Benjamin, der sich sofort deutlich absetzen konnte und so nochmals die Dominanz der Brüder unterstrich. Ähnlich deutlich ging auch Platz zwei an Groß-Gerau mit Tobias Heinze und Robert Hirsch , die damit überraschend die starken Geraer Nico Wieduwilt und Clemens Rubick auf Platz drei verweisen konnten. Die stärkste Konkurrenz der Zschätzsch Brüder waren wieder Nico Wieduwilt und Toni Deubner (Arnstadt-Eisenach), die zweite und dritte Plätze erzielten. Von den deutschen Junioren glänzten hier der Groß-Gerauer Yannick Schimek, Fünfter über 1500m, Rick Baumann(Berlin), Sechster im Sprint und Martin Stiffel (Arnstadt-Eisenach) mit elften Plätzen.

Gute weitere Einzelplazierungen erzielte das große Aufgebot von Blau-Gelb bei den Herren. Yannick Schimek konnte nach Sturz in einem Rennen nicht starten, leistete aber trotz Verletzung danach im Punkterennen grosse Führungsarbeit und holte einen zwölften Platz in der 20000m Ausscheidung. Auch Kai Menze, Führungsarbeit von Marathons gewöhnt, setzte sich hier auch im Punkterennen für die Blau-Gelb Läufer mächtig ein und scheint sich mit einem achten Platz über 5000m nun auch an Bahnrennen zu gewöhnen. Sehr gut lief Robert Hirsch mit einem fünften und zwei sechsten Plätzen im Spitzenfeld. Außer dem Staffelerfolg mit ihm holte Tobias Heinze neben einem siebten noch drei Plätze unter den ersten Zehn. Als Überraschung konnte schon der B-Junior Etienne Ramali Platz 14 im 20000m Ausscheidungsrennen erzielen. Pascal Ramali, der sonst immer bei Langstrecken im Spitzenfeld mitmischte, schied durch einen frühen Sturz für die weiteren Rennen aus. Der A-Junior Boris Hahn konnte sich im Vergleich zu den anderen Junioren gut behaupten, was ihm auch die Nominierung ins Junioren-A Team einbrachte. Insgesamt war es schon beeindruckend, wenn in den Langstreckenrennen bis zu zehn Blau-Gelb Läufer das Feld aufmischten und sich auch immer wieder als Gruppe zusammenfanden, gut eingestellt von der erfolgreichen Groß-Gerauer Trainerin Marion Kiessling.

Dominierende Läuferin bei den Damen war Jana Gegner aus Berlin. Sie setzte ihre Vorjahreserfolge fort mit Siegen über 300m, 500m und 1000m. Als ausgesprochene Sprinterin holte sie auch noch den Titel im 5000m Punkterennen und war damit die erfolgreichste Sportlerin dieser DM. Dennise Kessler (Gera) erlief schon in ihrem ersten Jahr in der Aktivenklasse den Sieg über 3000m und Bronzemedaillen. Überraschend siegte der Shooting-Star des letzten Jahres Tina Strüver (Halle) in der 10000m Ausscheidung. Zweite Plätze erzielten sie und Michaela Neuling (Gera). Die erfolgreiche Groß-Gerauer Sprinterin Oona Diezel, mit sechs DM Titeln über 300m seit 1995, hatte ja bereits den Wettkampfsport beendet. Nach zweijähriger Pause steigt sie nun wieder ein und meldete sich mit einem zweiten Platz auf den 300m wieder zurück, wenn auch hier Jana Gegner mit einer Sekunde Vorsprung noch eine große Hürde für die nachfolgenden Sprinterinnen wie Melanie Knopf (Bayreuth) auf Platz drei darstellt. Melanie Knopf frühere langjährige Nationalläuferin holte auch Bronze über 500m. Evelyn Kalbe (Groß-Gerau), die zwei Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen hatte, hat nach langem Auslandsaufenthalt ohne Trainingsmöglichkeiten ihre Favoritenstellung etwas eingebüßt. Sie fasste mit Bronze über 3000m schon wieder Fuß. Sehr gut in der Spitze hielten sich die Juniorenläuferinnen. Bettina Müller(Michelstadt), Sissy Schmidt (Gera), sowie Lisa Kaluzni, Luise Finsterbusch, Josephine Hönicke (B-Juniorinnen aus Großenhain) mit fünften und sechsten Plätzen. In der Staffel siegte Gera II mit Dennise Keßler und der Juniorin Franziska Neuling. Absolute Überraschung war hier Platz zwei für Michelstadt von Bettina Müller zusammen mit der noch B-Juniorin Tabea Kobs vor dem renommierten Gera I Team mit Michaela Neuling und Sandra Wieduwilt.

Den Umständen wie Verletzungen, Trainingsrückstand oder Eintritt ins Berufsleben entsprechend waren die Ergebnisse der Groß-Gerauer Damen zufriedenstellend. Oona Diezel holte sich noch einen vierten Platz über 500m. Nina Spilger mit Trainingsrückstand wegen Abiturs erzielte trotzdem noch einen fünften und zwei achte Plätze, stürzte aber leider schwer in der Staffel. Ann-Kathrin Heinze, auch mit Sturzpech, wurde Neunte über 300m. Sehr gut hielt sich auch Maritje Sell in ihrem ersten Jahr in der Aktivenklasse. Die sympathische junge Flensburgerin, bisher mehr Marathonläuferin, startet nun für Blau-Gelb und wechselte zu Groß-Gerau, um hier ihre Technik auch für Bahnrennen zu verbessern. Zwei neunte Plätze über 3000m und 5000m sind dabei schon ein guter Anfang.

Die hessischen Juniorinnen Tabea Kobs, Katharina Kobs (Michelstadt) und Franziska Zubrod (Darmstadt) erzielten schon siebte Plätze als beste Ergebnisse in dieser starken Konkurrenz.

Als Besonderheit dieser DM wurden in einer Umfrage unter den anwesenden Vereinstrainern die besten Sportler dieser DM gekürt. Die meisten Stimmen erhielten Daniel Zschätzsch vor Benjamin Zschätzsch sowie bei den Damen Jana Gegner, sie allerdings nur knapp vor der B-Juniorin Lisa Kaluzni.

Erfolgreichster Verein der DM war Groß-Gerau mit sechs Titeln vor Berlin und Gera mit vier und drei Titeln.

Wertung durch alle Vereinstrainer zum besten Sportler der DM 
Beste Sportlerin: 
1. Jana Gegner (Berlin) 16 Punkte, 2. Lisa Kaluzni (Großenhain) 15 Punkte, 3. Tina Strüver(Halle) 8 Punkte
Bester Sportler: 
1. Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau) 12 Punkte, 2. Benjamin Zschätzsch 8 Punkte, 3. Albrecht Döring(Berlin) 7 Punkte

Deutsche Seniorenmeisterschaften 
Auch in den Altersklassen, die sich nach ihrer Einführung im Speedskating in den neunziger Jahren langsam aufbauen, zeigen sich zunehmende Teilnehmerzahlen, wobei sich nun mehr und mehr Marathonläufer auch in die anspruchsvolleren Bahnrennen wagen. In der AK30 Herren gingen zwei Siege an Michael Kienzle(Nürnberg) sowie je einer an Rainer Arnold (Groß-Gerau) und Jörg Rannacher(Großenhain). Arnold erzielte darüber hinaus noch zwei zweite und einen dritten Platz. Michael Milk (Groß-Gerau) wurde fünfter über 3000m. Michaela Heinze-Gerthen(Nürnberg) läuft nach Aktivenzeit und Wettkampfpause nun sehr erfolgreich bei den AK30 Damen. Nach vielen Marathonsiegen in dieser Saison holte sie auch drei Titel über die längeren Strecken. Anke Koplin (Halle) siegte im Sprint und erzielte zweite Plätze wie Sylvia Ordowski (Hannover). Anja Matthes (Groß-Gerau) erlief einmal Bronze über 3000m für Groß-Gerau. In der AK40 Herren musste der frühere erfolgreiche Nationalläufer Harald Hertrich(Bayreuth) nach zwei Siegen einen Titel Diemo Gorschboth(Nürnberg) überlassen. Bei den Damen dominierte Ute Enger(Großenhain) auf allen Strecken. Dreifacher Sieger in der AK50 war Albrecht Bauer(Schwenningen). Mit Silber und Bronze war hier Reinhard Borst für Groß-Gerau erfolgreich. Zweifacher Sieger in der AK60 wurde Roland Schwarz (Darmstadt).