01.-04.08.2005 Europameisterschaften (Bahn) in Jüterbog/Deutschland

(oti) Die diesjährigen Europameisterschaften im Speedskating finden nach 15 Jahren Pause wieder in Deutschland statt. Die Meisterschaften, die am Sonntag (31.7.) eröffnet wurden, werden in der Teltow-Fläming Region ausgetragen. Sie begannen mit der Bahn-EM vom 1.8. bis 3.8. auf der neuen 200m Bahn in der Skatearena von Jüterbog. Nach einem Tag Ruhepause wird die Meisterschaft mit der Straßen-EM (5./6.8) auf dem Straßenkurs im Nachbarort Altes Lager, auf einem ehemaligen Militärflugplatz , fortgesetzt. Den Abschluss bildet der Marathon durch die Innenstadt von Ludwigsfelde am Sonntag (7.8.).

Am ersten Tag (1.8.) der Bahn-EM wurden die 300m Einzelsprints und die 15.000m Ausscheidungsläufe durchgeführt. Bei den Sprints wurde erstmals das neue Reglement durchgeführt. Dabei mussten sich in einem Vorlauf am Nachmittag die Läufer für das Finale der besten zwölf qualifizieren. Bei den Damen erreichten alle drei deutschen Läuferinnen Jana Gegner (Berlin), Tina Strüver (Halle) und Dennise Kessler (Gera) das Finale. In dem größeren Feld der Sprintspezialisten bei den Herren kamen Matthias Schwierz (Tuttlingen) und Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau) weiter. Martin Matyk (Darmstadt) verfehlte trotz persönlicher Bestzeit knapp die Qualifikation mit einem undankbaren 13. Platz. Am Abend konnten sich die meisten Läufer gegenüber den Vorläufen noch steigern. Bei den Damen gewann die Vorlaufdritte Estelle Flourens (Frankreich) in 27.558. Als beste Deutsche lief Jana Gegner auf Platz fünf und verschlechterte sich um einen Platz gegenüber dem Vorlauf. Tina Strüver und Dennise Kessler erreichten Platz 11 und 12. Bei den Herren sah es bis zum Schluss für einen Podiumsplatz für Matthias Schwierz aus. Doch dann schoben sich mit den letzten drei Läufern der Sieger Gregory Duggento mit 25.357 und die Franzosen Thomas Boucher und Pascal Briand an ihm vorbei und somit blieb ihm mit 25.875 nur Platz vier, obwohl er sich gegenüber dem Vorlauf verbessert hatte. Daniel Zschätzsch, der im Endlauf noch seine Fahrtechnik umgestellt hatte, unterlief ein Fahrfehler und er wurde nur Zwölfter, nachdem er im Vorlauf noch Position fünf inne hatte.

Im 15.000m Ausscheidungsrennen der Damen dominierte das italienische Team durch eine ausgezeichnete Mannschaftsleistung. Die drei Italienerinnen blieben bis in die Fünfergruppe beisammen, die nach den Ausscheidungen um die Medaillenplätze kämpfte. Aus dieser Gruppe, der noch zwei Französinnen angehörten versuchte in der letzten Runde dann die Französin Nathalie Barbotin sich abzusetzen. Doch die Italienerin Simona di Eugenio holte in einer beispiellosen Aufholjagd sie dann noch ein und siegte vor Barbotin. Das war die Revanche für das gleiche Rennen der Vorjahres-EM, wo Barbotin den Titel vor Eugenio holte. Dritte wurde Serena di Francesco. Die deutschen Damen Michaela Neuling, Sandra Wieduwilt und Dennise Kessler (alle Gera) liefen bis zur Mitte des Rennens gut als Team zusammen, bis Kessler als 17. ausschied. Obwohl sie noch sehr gut mitliefen, schieden dann unglücklich Sandra Wieduwilt als 11. und Michaela Neuling als Achte aus. Bei den Herren wurde über diese Distanz von Anfang an ein hohes Tempo gefahren. Ausreißversuche von Franzosen und Italienern, die aber nach einigen Runden wieder gestellt werden konnten, machten das Rennen zusätzlich schnell. Die drei deutschen Läufer Robert Hirsch (Groß-Gerau), Toni Deubner (Eisenach) und Pascal Ramali (Groß-Gerau), hielten sich gut gegen die starken Mannschaften der Italiener, Franzosen und Spanier, die bis in die Endphase zusammen blieben. Hirsch und Deubner schieden als 17. und 15. aus. Ramali, der in der Anfangsphase in einen Sturz verwickelt wurde, aber sich dann wieder an das Feld herankämpfte wurde noch Dreizehnter. Im Schlusssprint nach den Ausscheidungsrunden standen dann nur zwei Franzosen gegen drei Italiener. Doch Frankreich holte sich einen Doppelsieg mit Yann Guyader und Alexis Contin vor dem Italiener Matteo Amabili.
In den 15.000m Ausscheidungsrennen wurden zwei neue Europarekorde aufgestellt:
Herren: Yann Guyader (Frankreich) 23:35.437
Damen: Simona di Eugenio (Italien) 25:19.172

Am zweiten Tag der Speedskating Bahn Europameisterschaften in Jüterbog standen am Abend zwei Entscheidungen an, die Finalläufe über 1.000m und die 10.000m Punkte-Ausscheidungsrennen. Am Nachmittag fanden die Vorläufe und Halbfinale über 1.000m statt. Von den jeweils drei deutschen Startern konnte sich nur Tina Strüver (Halle) für das Halbfinale qualifizieren und erreichte hier nach einem guten Lauf auch das Finale der letzten sechs Läuferinnen. Bei Herren kamen Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau) und Martin Matyk (Darmstadt) über die Vorläufe hinaus. Allerdings schaffte dann nur Daniel Zschätzsch den Sprung ins Finale. Hier liefen die deutschen Läufer zunächst in aussichtsreicher Position für Medaillenplätze. Am Ende dominierten die französischen Läufer. Bei den Damen siegte Estelle Flourens in 1:39.94 und holte damit schon ihren zweiten Titel dieser EM. Hinter Erika Zanetti (Italien) und Sandra Gomez (Spanien) lief Tina Strüver mit einer Zehntelsekunde Rückstand zu Bronze auf Platz vier. Auch bei den Herren sah es zunächst gut aus für Daniel Zschätzsch, er konnte aber in der letzten Runde des Rennens die chancenreiche vierte Position gegen einen Spanier und Franzosen nicht halten, verlor den Anschluss und ging als Sechster durchs Ziel. Es siegte Thomas Boucher (Frankreich), der Weltmeister und World Games Sieger über diese Distanz, vor Guido Cicconi (Italien) und Raphael Pfulg (Schweiz).

Im 10.000m Punkte-Ausscheidungsrennen der Damen am Abend zeigte das deutsche Trio der Geraerinnen Sandra Wieduwilt, Dennise Kessler und Michaela Neuling eine sehr gute Mannschaftsleistung, wobei die beiden anderen zunächst für Michaela Neuling fuhren und die Sprints anzogen. Neuling konnte damit auch zwischenzeitlich punkten. Sie überstand alle Ausscheidungen und hielt sich danach sehr gut in der Spitze, wo dann Frankreich, Italien und die Schweizerin Nadine Gloor jede Runde um Punkte kämpften. In einem spannenden Schlusssprint konnten dann Nathalie Barbotin (Frankreich) und Nadine Gloor sich noch vor die während des ganzen Rennens führende Simona di Eugenio (Italien) setzen und belegten in dieser Reihenfolge die ersten drei Plätze. Michaela Neuling erzielte hier einen hervorragenden vierten Platz. Dennise Kessler und Sandra Wieduwilt liefen auf Platz 13 und 14. Im gleichen Rennen der Herren fanden die deutschen Läufer Clemens Rubick, Pascal Ramali und Toni Deubner nicht als Mannschaft zusammen und schieden im Mittelteil des Rennens auf Platz 19, 12 und 10 aus, wobei die Plätze für Deubner und Ramali angesichts der starken Konkurrenz schon als Erfolg anzusehen sind. Auch hier bei den Herren entwickelte sich wieder ein packender Endkampf zwischen den führenden europäischen Nationen Frankreich und Italien. Zunächst führte Matteo Amabili (Italien) mit einem deutlichen Punktevorsprung, bis in der Endphase der Franzose Alexis Contin die Punkte sammelte und nach dem Zieleinlauf an erster Stelle punktgleich zu Amibili aufschloß und damit vor ihm den Titel holte. Dritter wurde Arjan Smith (Niederlande). Damit ging Frankreich als erfolgreichste Nation aus diesem Wettkampftag. Nach den anhaltenden Regenfällen am Mittwoch musste der letzte Wettkampftag der Speedskating Bahn-Europameisterschaften auf den Donnerstagvormittag (4.8.) verschoben werden. Dieser war normalerweise als Ruhetag vor der Straßen-EM vorgesehen. Als Rennen wurden die 500m Sprintausscheidung und Staffelrennen durchgeführt. Hier gab es dann endlich die erste Medaille für Deutschland. Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau) holte Bronze über 500m. Er lief ein ausgezeichnetes Rennen. Im Zieleinlauf lag er noch an Position zwei dann jagte ihm der Franzose Florian Lefevre mit einem langen Zielschritt noch um zwei Hunderstel Silber ab. Sieger wurde Patrizio Iberio (Italien). Bei den 500m der Damen siegte Estelle Flourens (Frankreich) vor Italien und Spanien.

Der Tag hatte unglücklich für Deutschland begonnen. Im Qualifikationsrennen der Staffeln stürzte der deutsche Läufer David Hensel (Gera) und trotz mächtiger Aufholjagd musste er zusammen mit Toni Deubner (Arnstadt-Eisenach) und Pascal Ramali (Groß-Gerau) mit Platz vier ausscheiden. Die Vorläufe über 500m verliefen dann bei den Damen besser. Alle drei Läuferinnen Jana Gegner (Berlin), Tina Strüver (Halle) und Sandra Wieduwilt (Gera) erreichten das Halbfinale, aber scheiterten hier knapp. Gegner holte trotzdem einen guten sechsten Platz, Wieduwilt und Strüver liefen auf Rang 13 und 15. Auch bei den Herren kamen alle drei Läufer Daniel Zschätzsch, Matthias Schwierz (Tuttlingen) und Martin Matyk (Darmstadt) eine Runde weiter, aber nur Zschätzsch erreichte dann sicher das Finale. Schwierz und Matyk belegten die Plätze acht und elf.

Im Finale der Damenstaffeln über 5.000m zeigten die deutschen Damen zwar erheblichen Kampfgeist, machten aber durch durchweg schlechte Staffelwechsel den gewonnenen Boden immer wieder zunichte und holten damit nur den letzten, sechsten Platz. Es siegte Frankreich vor Niederlande und Italien. Hier holte sich Estelle Flourens den zweiten Titel dieses Tages und die vierten der Meisterschaft. Sie ist damit die erfolgreichste Läuferin der Bahn-EM. Der Endlauf der Herrenstaffel verlief ganz ohne deutsche Beteiligung. Hier beherrschte Frankreich das Rennen, bedrängt von Italien und holten in dieser Reihenfolge auch Silber und Bronze. Überraschend konnte sich dann noch die Schweiz vor Niederlande auf Bronze durchsetzen.
Italien war an diesem Tag generell benachteiligt. Für die Straßen-EM ab dem 5.8. wird ein komplett neues Team eingesetzt. Das Bahn Team reiste bereits heute früh ab und so mussten die Straßenläufer diese letzten Bahnrennen ohne genügende Vorbereitung bestreiten.

In der Nationenwertung über alle Platzierungen der Bahn-EM führt bei den Damen Italien vor Spanien und Frankreich, bei den Herren Frankreich vor Italien und Spanien. Deutschland liegt bei beiden auf Platz vier. In der gesamten Nationenwertung führt Italien (621 Punkte) vor Frankreich (618) Spanien (551) und Deutschland (490).