05.-07.08.2005 Europameisterschaften (Straße) in Jüterbog/Deutschland

(oti) Am Freitag (5.8.) begannen die Speedskating Wettkämpfe zur Straßen-EM auf der Kart-Anlage auf dem ehemaligen Militärflugplatz im Ort Altes Lager bei Jüterbog in der Teltow-Fläming Region. Am ersten Tag wurden die 200m Einzelsprints und die 20.000m Ausscheidungsrennen ausgetragen.

In der Qualifikation für die Endlaufteilnahme der 200m Sprints der 12 besten Läufer konnten sich Martin Matyk (Darmstadt) und Matthias Schwierz (Tuttlingen) schon mit einer zweit- und drittbesten Zeit behaupten. Im Endlauf erzielte dann Matthias Schwierz das erste Silber der EM für Deutschland. Für Deutschland war dies ein hervorragender Auftakt der Straßen-EM nach dem Abschluss der Bahn-EM mit Bronze. Er wurde Vizeeuropameister hinter dem Sieger Patrizio Triberio (Italien), der im Vorlauf noch auf Platz vier lag, mit nur acht Hundertstel Abstand auf dessen Zeit von 17.929. Dritter wurde Julien Despaux (Frankreich). Martin Matyk warf ein kleiner Fahrfehler auf Platz zehn zurück bei nur vier Zehntel Rückstand auf die Bestzeit in dem dichten Feld der letzten Zwölf. Toni Deubner (Arnstadt-Eisenach) wurde 16. unter den 39 Teilnehmern.

Bei den Damen hatte nur die beste deutsche Sprinterin Jana Gegner (Berlin) den 200m Endlauf mit der sechstbesten Zeit erreicht. Hier gab es in der Spitze keine Veränderung der Vorlaufreihenfolge. Es siegte die amtierende Europameisterin über diese Distanz Laura Orru (Italien) in 19.312 vor Nicoletta Falcone (Italien) und Estelle Flourens (Frankreich), die ja bereits vier Titel auf der Bahn gewonnen hatte. Jana Gegner lief in 20.116 auch hier auf Platz sechs. Tina Strüver (Halle) und Sandra Wieduwilt (Gera) erzielten Platz 13 und 17.

Im 20.000m Ausscheidungsrennen der Damen dominierte den ganzen Rennverlauf das italienische Team und blieb als einziges mit drei Läuferinnen bis in die Schlussrunde der letzten Fünf beisammen. Die französische Spitzenläuferin Nathalie Barbotin, die immer geschickt hinter den Italienerinnen alle Ausscheidungen überstand, setzte in der Schlussrunde mit einem furiosen Sprint an, den allerdings Laura Lardani (Italien) konterte und sich in 35:43.432 vor Barbotin den Titel holte. Die deutschen Läuferinnen, die anfänglich sehr gut als Team liefen, hatten Pech. Dennise Keßler (Gera) wurde von einer anderen Läuferin zurückgezogen und schied frühzeitig aus. Im Mittelteil des Rennens kamen sich Michaela Neuling und Sandra Wieduwilt (beide Gera) in die Rollen, stürzten und mussten das Rennen aufgeben.

Voller Spannung war dann das 20.000m Ausscheidungsrennen der Herren. Von Beginn an war das Tempo sehr hoch, so dass die deutschen Läufer einige Zeit brauchten sich als Team im 43-köpfigen Feld zusammen zu finden. Doch das war bald irrelevant, als sehr früh der starke Franzose Alexis Contin einen Ausreissversuch ansetzte, bei dem noch die Italiener Andrea Bighin und Matteo Poletti, der Schweizer Alain Gloor und der Spanier Juan Gomez folgten. Da die starken Teams der Franzosen und Spanier kein Interesse an der Verfolgung hatten, konnte die Spitzengruppe sehr schnell eine halbe Runde Vorsprung auf der 400m Bahn herausfahren. Spätere Versuche der Verfolgergruppe aufzuschließen, waren zwar erfolglos rissen aber durch das hohe Tempo diese Gruppe weiter auseinander, so dass auch die deutschen Läufern nach und nach ausschieden. Den Endsprint der fünfköpfigen Führungsgruppe, die von den Ausscheidungen unbehelligt blieb während alle Verfolger ausscheiden mussten, setzte dann wieder Alexis Contin an und gewann in 32:13.188 vor Andrea Bighin, Alain Gloor wurde Dritter. Die deutschen Läufer Toni Deubner (Arnstadt-Eisenach), David Hensel und Clemens Rubick (beide Gera) erzielten in diesem rasanten Rennen die Plätze 14, 17 und 22.

Am zweiten Tag (6.8.) der Speedskating Straßen-EM standen neben den 500m Sprintausscheidungen die 10.000m Punkterennen und die Staffelwettbewerbe an. Trotz der wetterbedingten Schwierigkeiten und Verzögerungen war dies dann doch der erfolgreichste Tag für Deutschland mit Gold in der Damenstaffel, sowie noch einen guten vierten Platz für Matthias Schwierz über 500m.

Nachdem noch die Damen bei dem ersten Wettbewerb, den 500m Sprints, gerade noch ihre Halbfinalläufe durchführen konnten, mussten wegen einsetzenden Regens die Wettkämpfe für über fünf Stunden unterbrochen werden. Bei den Damen hatten sich zwei deutsche Läuferinnen Jana Gegner (Berlin) und Tina Strüver (Halle) für das Halbfinale qualifizieren können, wo jeweils nur die Sieger und vier Zeitschnellste weiterkamen. In dem ersten Lauf mit drei Italienerinnen fuhren diese als Team ein hohes Tempo, so dass dieser Lauf praktisch geschlossen ins Finale kam und damit aus dem zweiten Lauf nur die Siegerin. In diesem Lauf waren beide Deutsche, die damit das Finale verpassten. Bei den Herren erreichten alle drei Deutschen Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau), Matthias Schwierz (Tuttlingen) und Martin Matyk (Darmstadt) das Halbfinale.

Nachdem mit erheblichen Aufwand und dem Einsatz von vielen Fahrzeugen der 400m Kurs einigermaßen trocken war, dass er den hohen Anforderungen der Sprinter genügte, wurden schließlich die Rennen um 21.30 Uhr fortgesetzt. Im 500m Finale der Damen gab es dann einen italienischen Doppelsieg. Hier überließ Laura Orru, die ja schon hier mit Gold erfolgreich war, den Titel ihrer Teamgefährtin Nicoletta Falcone mit der Sigerzeit von 48.406. Überraschende Dritte wurde die Holländerin Elma de Vries. Die deutschen Läuferinnen Jana Gegner, Tina Strüver und Sandra Wieduwilt (Gera) erreichten Platz neun, 12 und 13.

Das Finale der Herren hatten durch einen sehr schnellen Halbfinallauf beide Deutschen Matthias Schwierz und Martin Matyk erreicht. Im Finale lief dann Schwierz bis gegen Ende in aussichtsreicher zweiter Position und führte sogar noch ausgangs der Zielkurve. Im Zielsprint wurde es dann eng. Hier siegte Thomas Boucher (Frankreich) in 45.383 vor Wouter Hebbrecht (Belgien) und Raphael Pfulg (Schweiz). Matthias Schwierz scheiterte knapp an den Medaillenrängen und wurde Vierter, gefolgt von Martin Matyk. Daniel Zschätzsch (Groß-Gerau), der im Halbfinale scheiterte, lief auf Platz 15.

Im 10.000m Punkterennen der Damen führte schon zu Beginn Laura Lombardo (Italien), dann begann Elma De Vries, die nur kurze Zeit zuvor über 500m Bronze holte, mit Punkten zu Lombardo aufzuschließen und auch die Schweizerin Nadine Gloor kam kontinuierlich heran. Die Punkte für die ersten Drei im Zieleinlauf entschieden dann das Rennen. Siegerin wurde Laura Lombardo vor Nadine Gloor und Elma De Vries mit acht, sieben und sechs Punkten. Die deutschen Läuferinnen Dennise Kessler, Michaela Neuling und Sandra Wieduwilt landeten auf den Rängen 10, 16 und 20.

Das überaus schnelle 10.000m Punkterennen der Herren führte schon bald nach Beginn dazu, dass mehr als die Hälfte des 42-köpfigen Feldes abgeschlagen hinterherfuhr, sich über die Bahn verteilte und so allmählich durch Überrundung ausschied. Immer wieder heizte Alexis Contin (Frankreich), der unablässig Punkte sammelte, das Tempo an und gewann mit 11 Punkten souverän, und als Erster noch im Zieleinlauf unangefochten den Titel vor Alain Gloor (Schweiz) mit fünf und Fabio Francolini (Italien) mit vier Punkten. Bester Deutscher war Pascal Ramali (Groß-Gerau) auf Platz 14 vor Robert Hirsch (Groß-Gerau) und David Hensel (Gera) auf Platz 17 und 19.

Den erhofften aber in diesem Maße nicht erwarteten Erfolg holten dann die deutschen Damen Jana Gegner, Tina Strüver und Sandra Wieduwilt in der 10.000m Staffel. Das deutsche Trio hielt sich immer gut in der Spitze und beim letzten Wechsel brachte Sandra Wieduwilt mit einem guten Abstoß die Schlussläuferin Jana Gegner an die Spitze, diese gab die Führung auf der 400m Runde nicht mehr ab und fuhr zu einem klaren Sieg. Platz zwei und drei ging an Italien und Spanien. Die deutsche Herrenstaffel hatte mit der Medaillenvergabe nichts zu tun. Hinter den dominierenden Franzosen, dem Überraschungszweiten Holland und den Italienern lief man auf Platz sechs.

Die Verzögerung durch den Regen führte zu einer erheblichen Belastung der Läufer, da die Wettkämpfe am Samstag erst um Mitternacht endeten und die Läufer bereits am nächsten Morgen um 10 Uhr im 50 Kilometer entfernten Ludwigsfelde an den Start EM-Marathons gehen mussten.

Bei der Speedskating Marathon EM, die am Sonntagvormittag (7.8.) auf einem ca. 7km Rundkurs durch Ludwigsfelde ausgetragen, war die Sensation perfekt für das deutsche Team. Michaela Neuling (Gera) fuhr auf der langen Zielgeraden der Potsdamerstraße an der starken Konkurrenz vorbei und siegte deutlich in 1:16:07.24 vor Laura Lardani (Italien) und Hilde Govaerts (Belgien), die schon 1995 den WM Titel in Perth gewonnen hatte. Michaela Neuling konnte es danach noch etwas ausser Atem selbst kaum fassen „meine Trainerin Katharina Berg rief lauf vorbei und dann bin ich einfach vorbei gelaufen, ich bin einfach vorbei gelaufen…“. Katharina Berg, Vereinstrainerin von Gera und Bundestrainerin, hatte sich strategisch günstig eingangs der Potsdamer Straße postiert, wo im Zieleinlauf die richtigen Entscheidungen getroffen werden mussten. Aber die Siegerin, die allerdings schon in den letzten Welt-Cup Rennen sehr gute Erfolge hatte, hatte diesmal auch eine sehr gute Mannschaftsunterstützung. So erklärte Friederike Gehring (Leverkusen), die nächste beste Deutsche vor Sabrina Rossow und Nina Spilger (Groß-Gerau), die auf den Plätzen 15, 18 und 21 eingelaufen waren, dass die Mannschaftsarbeit „richtig schön war“ und Spass gemacht habe. Der neue Bundestrainer Bill Begg hatte vorher klare Aufgaben vergeben, das Team in drei Gruppen aufgeteilt wie kleine Löcher zufahren, große schliessen oder Sprints abfangen. Das funktionierte perfekt, die Attacken der Italiener und Schweizer konnten durchweg abgefangen werden und das Team machte einen geschlossenen Eindruck während des gesamten Rennverlaufs. Nachdem es schon lange keinen deutschen Erfolg bei einer Marathon-EM gab, kann auch hier der neue Bundestrainer nach dem gestrigen Staffel-Gold einen weiteren großen Erfolg vorweisen.

Gänzlich anders verlief das Rennen der Herren. Hier versuchten sofort nach Beginn die Franzosen mit Thomas Bucher einen aber erfolglosen Ausreissversuch. Doch schon nach der ersten Runde hatte sich eine sechsköpfige Spitzengruppe mit zwei Schweizern, Niederlande, Frankreich, Italien und Spanien abgesetzt die dann auf acht Läufer anwuchs. Hier wurde die Konstellation in der Spitze immer wieder durcheinangergewirbelt durch Ausreissversuche des Schweizers Roger Schneider, der vor zwei Jahren überraschend den EM Titel gewonnen hatte. Nach 35 km konnte sich daraus eine Vierergruppe unter anderem mit Patrizio Triberio und Nicolas Iten mit etwa 17 Sekunden Vorsprung vor der zweiten Vierergruppe absetzen. Dahinter lag das Verfolgerfeld schon 40 Sekunden zurück. Gegen Ende der letzten Runde machte dann Iten alles klar und zog alleine davon. Er siegte in 1:09:22.141 vor Patrizio Triberio (Italien) und seinem Landsmann Roger Schneider, der auf Platz drei einlief, ein grosser Erfolg für die Schweiz, wo doch in der Vergangenheit meist Siege für Frankreich oder Italien die Regel waren. Von den deutschen Läufern liefen nur drei den Marathon zu Ende. Robert Hirsch (Groß-Gerau), David Hensel (Gera) und Markus Pape (Ravensberg) erzielten die Plätze 23, 26 und 32 im Feld der 73 Teilnehmer.

Pech bei den Damen hatte die Nürnbergerin Michaela Heinz-Gerten, zur Zeit erfolgreichste AK30 Läuferin bei Marathons. Deshalb war sie auch für die Aktiven EM nominiert worden. Sie stürzte leider schon in der Anfangsphase. Als sie an der Spitze des Feldes fuhr, versuchten Läuferinnen rechts und links an ihr vorbeizugehen und fuhren ihr dabei in die Rollen.

Besonders erfreut über diese Gold-Erfolge zeigte sich auch der Landrat des Kreises Teltow-Fläming Peer Gieseke. Auf seine Initiative war Ende der neunziger Jahre begonnen worden, die ganze Skating Infrastruktur in Teltow-Fläming aufzubauen. Mit den jetzigen Möglichkeiten, die von allen Teilnehmern gelobt wurden, jetzt hier auch Europameisterschaften auszutragen und diese mit Erfolgen zu unterstreichen geht jetzt der Blick nach vorn. So denkt man schon an überdachte Wettkampfstätten und ein Bundesleistungszentrum, um das Speedskating noch stärker in der Region zu verankern und damit auch die Breitensportaktivitäten weiter zu intensivieren.