30.06.2007 DM Halbmarathon in Hüfingen

Blau-Gelb erringt die Hälfte aller vierten Plätze bei den Herren: Boris Hahn, Karel Schimek, Kurt Kroneberger und Norbert Jacobi – und Reinhard Borst eine Bronzemedaille. Erika Koch in der AK30 der Damen: vierte…

Es gibt im Speedskating so viele verschiedene Renndistanzen: Marathon oder die Hälfte davon oder das Doppelte, ganz zu schweigen von den Bahnrennen, die ja damit gar nichts zu tun haben. Und überall gibt es Meisterschaften. Am Samstag abend ging es in Hüfingen, das liegt bei Donaueschingen, das wiederum liegt 50 km nördlich des Bodensees, um die Deutsche Meisterschaft im Halbmarathon. Deutsche Meisterschaft, das bedeutet, dass vor dem Start die Nationalhymne gespielt wird und dabei alle die Helme abnehmen. Die Starterfelder sind klein, es kommen nur die, die sich echte Chancen ausrechnen. Gute Zeiten sind nicht zu erwarten.

Denn gestartet wird nach Altersklassen getrennt, also zuerst die Aktiven, dann die Junioren, dann die 30jährigen und so weiter. Die schnellsten sind also auch zuerst weg, die Älteren können sich nicht im Windschatten der Jüngeren verstecken, sie müssen selber im Wind fahren – das ist man von normalen Marathons (oder Halbmarathons) nicht gewohnt. Also stellen sich sofort die taktischen Spiele auch in den Altersklassen ein, die sonst nur in der einen Spitzengruppe üblich sind: die Unlust, Führungsarbeit zu leisten, das kann ja die entscheidenden Körner für den Endspurt kosten, und sofortiges Ausnutzen der Schwäche von anderen, um selbst Attacken zu starten. Und so kam es wie es kommen musste: der Berichterstatter war gut in seiner Gruppe vorne dabei, nur leider etwas zu lange vorne im Wind. Und dann kam er, der Berg! Er türmte sich direkt nach einer scharfen Kurve, volle 50 Meter hoch (also eher überschaubar), nur leider so steil, dass man fast zum Stehen kam – jedenfalls der Berichterstatter. Nicht so die anderen in der Gruppe, die sich weniger dem Wind ausgesetzt hatten – die Körner – und auf einmal war da eine hässliche Lücke von 20 m zu eben diesen Leuten. Sie ließ sich selbst unter Aufbietung aller Kräfte nicht mehr schliessen, sie wurde sogar noch größer. Der Anstieg wurde flacher, die Lücke blieb. Die Abfahrt  begann, die Lücke wurde noch größer. Die vordere Gruppe arbeitete wie wild, um ihren Vorsprung zu halten, statt wie Gentlemen auf die zu warten, die nur eine kurze Schwächeperiode durchlitten hatten. Bei der Hälfte der Abfahrt keimte Hoffnung auf, die Lücke würde kleiner, am Ende war sie wieder größer geworden.

Die Kollegen in der Gruppe der Zurückgebliebenen gaben sich nun ganz auf, wollten auch auf der Zielgeraden nicht mehr sprinten. Der Berichterstatter hatte noch die leise Hoffnung, dass Platz drei, also die Bronzemedaille, noch nicht vergeben war, er rannte also zusammen mit Leuten aus anderen, jüngeren Altersklassen, was die Verwirrung über die eigene Position nicht verringerte. Im Ziel war dann ein Platz zwischen 3 und 5 zu vermuten, dieser Zustand hielt eine halbe Stunde lang an, erst nach dem Erscheinen der gedruckten Ergebnislisten war klar, es war die drei!

Und wie war es in den anderen Klassen? Nach dem Rennen hörte man aus allen Startgruppen, also von allen Altersklassen ähnliches. Der Berg hatte kräftig selektiert und einige Hoffnungen auf Medaillen zerstört. Und so blieb es bei der ganzen Deutschen Meisterschaft für Blau-Gelb nur bei einer einzigen Bronzemedaille. Aber es ja auch glückliche Sieger – nur nicht aus Groß-Gerau.
(bomi/Filser)